Alltagskompetenzen für Kinder: Lernen muss Spaß machen

Viele Dinge, die Erwachsene im Alltag völlig unbewusst bewältigen, sind für die Kleinen ein wahres Abenteuer und eine große Aufgabe. Was zeigt die Uhr, wie bindet man eine Schleife, wie sieht eigentlich der eigene Name aus und was bedeuten diese Zahlen? Das sind die Alltagskompetenzen, die Kinder irgendwann bewältigen müssen.

Natürlich können Eltern nun hingehen, daraus ein echtes Projekt machen und sich gegenüber ihren Kindern verhalten, als wären diese Kompetenzen und deren Bewältigung eine Leistung, die die Kleinen unbedingt jetzt und sofort bringen müssen.

Eltern können es allerdings auch lockerer angehen und sich auf den noch immer wichtigsten Grundsatz in der Kindererziehung berufen: Kinder sind Kinder – und lernen geht am besten spielerisch. Dieser Artikel gibt einige Tipps.

Zahlen zu lernen, ist für Kinder etwas Elementares. Die Ziffern und Zahlen lernen sie meistens schon mit den Eltern. Doch welche Alltagskompetenzen sollten noch erlernt werden.

Zahlen und uhrzeit

Zahlen zu lernen, ist für Kinder etwas Elementares. Die Ziffern und Zahlen lernen sie meistens schon mit den Eltern. Doch welche Alltagskompetenzen sollten noch erlernt werden.  | © karanja (CC0-Lizenz) / pixabay.com

Schuhe zubinden – die berühmte Schleife

Ja, viele Eltern umgehen dieses Thema zuerst recht geschickt und die Hersteller von Kinderschuhen unterstützen sie meisterhaft: Viele Kinderschuhe besitzen schlichtweg einen Klettverschluss.

Trotzdem sollten Kinder das Thema Schleife im späten Kindergartenalter irgendwann beherrschen. Aber wie lernen sie das? Es gibt unterschiedliche Methoden:

  • Hasenohr – diese Variante eignet sich sehr gut für noch sehr junge Kinder, deren Motorik noch nicht die Entdeckerfreude eingeholt hat. Bei der Hasenohr-Methode werden zwei Schlaufen ineinander geknotet. Im ersten Schritt werden beide Schnürsenkel normal miteinander verknotet. Nun wird das eine Ende des Schnürsenkels in eine Schlaufe gelegt und festgehalten. Mit der anderen Hand legt das Kind nun den zweiten Schnürsenkel ebenfalls zu einer Schlaufe. Im letzten Schritt legt das Kind beide »Hasenohren« übereinander und verknotet sie.
  •  Kreuzknoten – diese Variante ist schon schwieriger. Erneut bindet das Kind zuerst einen Knoten und legt den linken Schnürriemen zu einer Schlaufe. Das Kind hält die Schlaufe zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger fest. Mit der rechten Hand legt das Kind nun den rechten Schnürsenkel über die Schlaufe und die Finger. Aus diesem Schnürsenkel entsteht erst eine Schlaufe, wenn der Riemen doppelt über den Knoten geschoben und festgezogen wird.

Zeigen Eltern ihren Kindern, wie das Schleife binden funktioniert, sollten sie selbst nicht den Fehler machen, die Perspektive des Kindes zu übersehen. Anstatt also vor dem Kind zu hocken und dessen Schuhe zuzubinden, sollten sie hinter dem Kind stehen und gemeinsam mit ihm die Schleife üben.

Es braucht auch nicht sogleich perfekt sein – diese Denkweise baut nur Druck auf und hemmt das Kind, es alleine zu versuchen. Und Hand aufs Herz: Wie viele Erwachsene keine ordentliche Schleife binden können, zeigt sich nicht selten an selbst eingepackten und mit Schleifen versehenen Geschenken.


Die Uhr ablesen

Damit der Nachwuchs pünktlich vom Spielen zurück ins Haus kommt, muss es natürlich die Uhr lesen können. Zum Üben gibt es verschiedene Spielzeuge, die durchaus nützlich sein können. Doch lässt sich das Thema mit der Uhr auch ganz spielerisch auf verschiedenen Wegen lernen und verinnerlichen. Es empfiehlt sich aber, zuerst mit einer gewöhnlichen Uhr mit Ziffernblatt zu üben.

Gerade jungen Kindern fällt es leichter, die Zahlen optisch mit einer bestimmten Position zu verknüpfen. Auf der anderen Seite kommen Kinder heute vermehrt mit Digitaluhren in Berührung, sodass sie diese auch zu lesen lernen sollten. Und wie? Ein Überblick:

  • Analoguhr – das lässt sich wunderbar spielerisch gemeinsam mit dem Kind lernen. Am besten basteln Eltern gemeinsam mit dem Kind eine Uhr. Hierzu wird ein Pappteller in der Mitte eingestochen und mit einer Musterklammer die beiden Zeiger befestigt. Gemeinsam werden nun die Ziffern der Uhr gemalt – und das möglichst mit Platz zum Rand. Eltern erklären ihren Kindern nun die einzelnen Positionen der Zeiger und stellen sie auf bestimmte Uhrzeiten ein. Hat das Kind noch Probleme, Zahlen zu verstehen, können die Zahlen mit Figuren oder Farben kombiniert werden. Steht das Kind morgens beispielsweise um acht Uhr auf, kann es sich bei der »8« eine Sonne hinmalen. Wird um 15 Uhr gespielt, wird ein Spiel bei der »3« gemalt. Zu Beginn sollten Eltern bei einer 12-Stunden-Uhr bleiben, bis die Kinder die Positionen der Zeiger verstanden haben.
  • Digitaluhr – zum Lesen der Digitaluhr muss das Kind ein gewisses Zahlenverständnis und Mathematik beherrschen. Wie sonst soll es 14:58 Uhr lesen? Eltern sollten beim Lesen lernen einer Digitaluhr unbedingt Geduld beweisen und die Kinder zu nichts zwingen. Da hier keine visuellen Tricks möglich sind, hilft hier absolut kein Druck.

Für Kinder reicht es zuerst absolut aus, wenn sie eine Analoguhr lesen können. Natürlich ist es schön, wenn ein Kind bereits im Kindergarten die Zahlen bis zu einer bestimmten Größe kennt, doch lernen sie das später immer noch in der Schule. Es gibt sogar spezielle Kinderuhren und Kinderwecker die zum Uhrzeit lernen sehr gut geeignet sind.

Eltern, die ihren Kindern bereits beim Lesen einer Digitaluhr Druck machen, riskieren eher, dass ihr Nachwuchs schon zu Kindergartenzeiten eine Abneigung gegen jede Form der Mathematik entwickelt.


Weitere Alltagskompetenzen

Natürlich gibt es Vieles, was die Kleinen bereits im Vorkindergartenalter lernen können. Hierbei müssen Eltern allerdings aufpassen, dass sie ihr Kind nur unterstützen, nicht aber fordern. Die Kompetenzen beziehen sich oft auf Formen, Farben, aber durchaus auch auf Zahlen. Und viele dieser Erfahrungen können Kinder durch das Spielen lernen:

  • Formen – schon über dem Kinderbettchen hängen Mobiles. Eltern können den Kleinsten im Krabbelalter Spielzeuge kaufen, die gezielt auf Formen setzen. Später lässt sich bei »Blinde Kuh« gemeinsam das Benennen von Formen üben.
  • Farben – auch Farben lassen sich wunderbar über verschiedene Kinderspiele erlernen. Kennen die Kinder übrigens Farben, können sie gemeinsam mit den Eltern backen. Es gibt spezielle Backbücher und Backformen für Kinder, die mittels Farben arbeiten.
  • FahrradfahrenFahradfahren lernen und andere Fertigkeiten gehören ebenfalls zu Alltagskompetenzen welche das Kind am besten von den Eltern lernt.

Buchstaben und Schrift sind für Kinder zwar auch wichtig, werden aber in der Schule beigebracht.

Alltagskompetenzen fuer kinder

Buchstaben und Schrift sind für Kinder zwar auch wichtig, werden aber in der Schule beigebracht.  | © karanja (CC0-Lizenz) / pixabay.com


Lerntechniken für Alltagskompetenzen

 

Lerntechniken sind nicht nur für akademisches Wissen relevant, sondern auch für Alltagskompetenzen. Alltagskompetenzen umfassen Fähigkeiten wie Kochen, Budgetierung, Zeitmanagement oder zwischenmenschliche Kommunikation. Um solche Fähigkeiten effektiv zu erlernen, können praktische und wiederholende Übungen hilfreich sein. Zum Beispiel kann man durch das tatsächliche Kochen und Experimentieren in der Küche, unterstützt durch Videos oder Anleitungen, besser kochen lernen.

Für zwischenmenschliche Fähigkeiten können Rollenspiele oder das Feedback von Freunden und Familie wertvoll sein. Selbstreflexion, wie das Führen eines Tagebuchs oder das Setzen von Zielen, kann ebenfalls helfen, das Bewusstsein für den eigenen Fortschritt in alltäglichen Fähigkeiten zu schärfen. Es ist wichtig zu betonen, dass praktische Anwendung und ständige Reflexion entscheidend sind, um Alltagskompetenzen effektiv zu entwickeln und zu verfeinern. Infos zu Lerntechniken für Schulwissen, findet man hier: Link


Fazit – Lernen geschieht im Alltag

Ein Kleinkind hinzusetzen und mit ihm stundenlang das Lesen einer Uhr oder das Binden einer Schleife zu üben, bringt gar nichts. Stattdessen lassen sich diese Fertigkeiten gut spielerisch in den Alltag einbauen. Wenn Eltern dann noch hingehen und Kinder auf den Gebieten unterstützen, an denen sie ohnehin interessiert sind, kommen die Alltagskompetenzen nahezu von allein.

 

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Nadine Launstein